Der preußisch-deutsche Landkreis Gumbinnen bestand in der Zeit zwischen 1818 und 1945. Die Kreisstadt Gumbinnen war der einzige Ort mit mehr als 2000 Einwohnern.
Der Landkreis Gumbinnen umfasste am 1. Januar 1945:
- die Stadt Gumbinnen
- sowie 156 weitere Gemeinden mit weniger als 2000 Einwohnern
- und 2 Gutsbezirke (Forsten).
Einwohnerentwicklung[]
- 1871: 46.573
- 1885: 47.848
- 1933: 51.147
- 1939: 55.243
Verwaltungsgeschichte[]
Königreich Preußen[]
Nach der Neuorganisation der Kreisgliederung im preußischen Staat nach dem Wiener Kongress entstand mit dem 1. September 1818 der Kreis Gumbinnen im Regierungsbezirk Gumbinnen in der preußischen Provinz Preußen (nicht: Ostpreußen).
Dieser umfasste die Kirchspiele:
- Gerwischkehmen (1938-1946 Gerwen),
- Gumbinnen,
- Ischdaggen (1938-1946 Branden),
- Judtschen (1938-1946 Kanthausen),
- Nemmersdorf,
- Niebudßen,
- Walterkehmen (1938-1946 Großwaltersdorf).
Das Landratsamt war in Gumbinnen.
Zum 1. Januar 1824 wurde das Kirchspiel Szirgupönen aus dem Kreis Stallupönen in den Kreis Gumbinnen eingegliedert.
Norddeutscher Bund / Deutsches Reich[]
Seit dem 1. Juli 1867 gehörte der Kreis zum Norddeutschen Bund und ab 1. Januar 1871 zum Deutschen Reich. Am 21. Juli 1875 wechselte die Landgemeinde Grünheide vom Kreis Darkehmen zum Kreis Gumbinnen.
Nach der Teilung der Provinz Preußen in die neuen Provinzen Ostpreußen und Westpreußen wurde der Kreis Gumbinnen am 1. April 1878 Bestandteil Ostpreußens. Zum 30. September 1929 fand im Kreis Gumbinnen entsprechend der Entwicklung im übrigen Preußen eine Gebietsreform statt, bei der alle bisher selbstständigen Gutsbezirke bis auf zwei aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden.
Am 1. Oktober 1937 wurde die Gemeinde Wandlauschen aus dem Kreis Pillkallen in den Kreis Gumbinnen eingegliedert. Zum 1. Januar 1939 führte der Kreis Gumbinnen entsprechend der jetzt reichseinheitlichen Regelung die Bezeichnung Landkreis.
Im Frühjahr 1945 wurde das Kreisgebiet durch die Rote Armee besetzt und wurde danach Teil der Sowjetunion.
Kommunalverfassung[]
Der Landkreis Gumbinnen gliederte sich in die Stadtgemeinde Gumbinnen, in Landgemeinden und – bis zu deren nahezu vollständigem Wegfall – in selbstständige Gutsbezirke.
Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 sowie der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 wurde zum 1. April 1935 das Führerprinzip auf Gemeindeebene durchgesetzt.
Eine neue Kreisverfassung wurde nicht mehr geschaffen; es galt weiterhin die Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vom 19. März 1881.
Landräte[]
- 1818 Freiherr von Lyncker
- 1840 Karl Burchard, Rittergutsbesitzer in Schöppenfelde (über 49 Jahre)
- 1889 Franz Burchard
- 1894 Hermann Kreth
- 1899 Bernd Freiherr von Lüdinghausen gen. Wolff
- 1908 Marcell Sylvester
- 1915 Friedrich Penner
- 1919 Eugen Simon
- 1921 Roderich Walther
Amtsbezirke[]
Zwischen 1874 und 1945 waren die Landgemeinden, Guts- und Forstbezirke des Landkreises Gumbinnen in 23 Amtsbezirken zusammengeschlossen[1]. Die meisten von ihnen erhielten 1939 aus politisch-ideologischen Gründen einen veränderten Namen:
Name (bis 1939) | Name (1939-1945) | Heutiger Name |
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Austinehlen | Austinshof | Orlowka |
Brakupönen | Roßlinde | Kubanowka |
Buylien | Schulzenwalde | Dubrawa |
Gerwischkehmen | Gerwen | Priosjornoje |
Grünweitschen | Grünweiden | Nowostrojewka |
Ischdaggen | Branden | Lermontowo |
Jonasthal | Jonasthal | Ochtinskoje |
Judtschen | Kanthausen | Wessjolowka |
Kampischkehmen | Angereck | Sinjawino |
Kieselkehmen | Kieselkeim | Konstantinowka |
Kulligkehmen | Ohldorf | Lipowo |
Nemmersdorf | Nemmersdorf | Majakowskoje |
Niebudszen ab 1936: Niebudschen |
Herzogskirch | Krasnogorskoje |
Packallnischken | Bergendorf | Suworowo |
Pruszischken ab 1935: Preußendorf |
Preußendorf | Brjanskoje |
Puspern | Puspern | Lomowo |
Springen | Springen | Tamanskoje |
Szirgupönen ab 1936: Schirgupönen |
Amtshagen | Dalneje |
Szuskehmen ab 1936: Schuskehmen |
Angerhöh | Schutschkowo |
Stannaitschen | Zweilinden | Furmanowo |
Tzullkinnen ab 1935: Eichenfeld |
Eichenfeld | Kaspisnoje |
Walterkehmen | Großwaltersdorf | Olchowatka |
Wilkoschen | Wolfseck | Grusewka |
Ortsnamen[]
1936/1938 wurden im Kreis Gumbinnen 118 Namen der 160 Gemeinden „eingedeutscht“. Das waren meist lautliche Angleichungen, Übersetzungen oder freie Erfindungen[2]:
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Literatur[]
- Rudolf Grenz: Stadt und Kreis Gumbinnen. Eine ostpreußische Dokumentation. Zusammengestellt und erarbeitet im Auftrag der Kreisgemeinschaft Gumbinnen. Marburg/Lahn 1971.
- Herbert Stücklies, Dietrich Goldbeck: Gumbinnen Stadt und Land. Bilddokumentation eines ostpreußischen Landkreises 1900 - 1982. Im Auftrag der Kreisgemeinschaft Gumbinnen aus der Bildersammlung des Kreisarchivs Gumbinnen ausgewählt, zusammengestellt und erläutert. Band I und II. Bielefeld 1985.
- Bruno Moritz: Geschichte der reformierten Gemeinde Gumbinnen. Festschrift zum 200jährigen Bestehen der Kirche 1739 - 1939. Sonderdruck aus dem "Evangelischen Volksblatt für die Ostmark" 1939.
- Gumbinner Heimatbrief. Nachrichtenblatt für die Stadt und den Kreis Gumbinnen. Organ der Kreisgemeinschaft Gumbinnen/Ostpreußen. Erscheinen seit etwa 1952 ca. 2 mal im Jahr.
Weblinks[]
- http://www.geschichte-on-demand.de/gumbinnen.html
- http://www.kreis-gumbinnen.de/
- http://www.territorial.de/
Einzelnachweise[]
Regierungsbezirke: Allenstein | Gumbinnen | Königsberg
Stadtkreise: Allenstein | Elbing | Insterburg | Königsberg | Tilsit
Landkreise: Allenstein | Angerburg | Bartenstein | Braunsberg | Darkehmen | Elbing | Fischhausen | Gerdauen | Goldap | Gumbinnen | Heiligenbeil | Heilsberg | Heydekrug | Insterburg | Johannisburg | Königsberg | Labiau | Lötzen | Lyck | Marienburg | Marienwerder | Memel | Mohrungen | Neidenburg | Niederung | Ortelsburg | Osterode | Pillkallen | Pogegen | Preußisch Eylau | Preußisch Holland | Ragnit | Rastenburg | Rosenberg | Rößel | Samland | Sensburg | Stallupönen | Stuhm | Tilsit | Tilsit-Ragnit | Treuburg | Wehlau
fr:Arrondissement de Gumbinnen lt:Gumbinės apskritis